Nordlichtpokal 2023 – Bericht der Regatta Newcomer
(Bericht von Alexander)
Am 01./02.09.2023 fand in Scharbeutz der alljährliche Nordlichtpokal statt, ausgeschrieben für Dart18, F18-Katamarane und offene Klasse. Für mich war es nicht die erste Regatta, wohl aber die erste mit Steuermannsverantwortung, und Nias hatte überhaupt erst seit dem Frühjahr mit dem Segeln begonnen. Aber er war super drauf und voller Vorfreude, und das wirkte anziehend und nahm mir meine Bedenken, wie wohl alles so laufen würde. Dass er großartig in die Dart-Familie aufgenommen werden würde, wusste ich aus eigener Erfahrung, aber wie sollte das mit dem Segeln funktionieren, wenn so viele gleichzeitig am gleichen Ort sind (Start) und an die gleiche Stelle (Ziel) wollen? In meinem Kopf hatten Szenen von wüsten Crashs an der Startlinie gekreist.
Der erste Segeltag am Samstag forderte uns dann erstmal ab, was wir eigentlich am schlechtesten können: Warten. Startverschiebung an Land mangels Wind. Dann fuhren wir irgendwann gemütlich raus und suchten in der unübersichtlichen Bucht die Tonnen. Das war zusätzlich schwierig, weil die Rennleitung noch dabei war, diese wiederum zu versetzen, mangels Wind kürzerer Bahnkurs. Wir plätscherten so vor uns hin, am Ruder war ein dunkler Schatten zu sehen: Ich holte das Ruder auf, und ein freundliches Neunauge hatte sich daran festgesetzt. Fühlte sich karibisch an, es fehlten nur noch die Delfine.
Auf dem Wasser dann wiederum ewig warten. Die vor uns startenden F18-Katamarane verursachten einen Fehlstart nach dem anderen. Dann wurde der Rennbeginn wiederum mangels Wind verschoben. Wir konnten das für uns gut nutzen, die richtige Warteposition für das 5 Minuten-Signal herauszufinden und Haltemanöver zu fahren. Wie das gehen sollte, hatte mir nämlich in den Tagen zuvor wirklich Kopfzerbrechen bereitet, und wir hatten sowas zu Hause natürlich auch nie geübt (wer macht das schon?).
Unserer Start bei der dann letztlich einzigen Wettfahrt des Tages war passabel, wir starteten wie geplant aus der zweiten Reihe mit einigen Sekunden Verspätung. Auf dem ersten Upwind waren wir hinten, downwind holten wir deutlich auf. Upwind zurück hatten wir einiges Glück mit Manövern und Windrichtung (sofern man überhaupt von Wind sprechen möchte; es wehte die ganze Zeit ein minimales Lüftchen); andere hatten offensichtlich schlechter kalkuliert als wir. Und dann war die Wettfahrt auch schon vorbei, da von der Rennleitung ein verkürzter Zieldurchlauf vorgesehen war.
Es hätte wohl noch eine zweite Wettfahrt geben sollen, aber das gesamte Feld kehrte nicht in den Startbereich zurück, weil alle platt waren und nach Hause wollten. Wir waren um 12:00 Uhr rausgefahren, und es war nun 17:00 Uhr. Die Wettfahrt selbst hatte etwa 1 Stunde 20 gedauert. Die Rennleitung hatte ein Einsehen. Wir fuhren also nach Scharbeutz zurück (der Bahnkurs lag ziemlich weit draußen in der Bucht), und nun kam plötzlich Wind auf; ein versöhnlicher Abschluss des ersten Tages mit Trapezsegeln, wie man sich Katamaran halt so vorstellt.
Am Sonntag war dann deutlich mehr Wind, und dennoch ging es wieder mit sehr langem Warten los. Planmäßig hatten wir um 10:30 Uhr das Boot ins Wasser geschoben und waren rausgefahren. Wir dümpelten ewig in Parkposition, bis es uns doch zu kalt wurde und wir einzurosten drohten, drehten einige Runden und warteten dann weiter. Den Grund weiß bis heute niemand, es gab wohl ein Problem mit dem Anker einer der Tonnen, der es an ihrem Platz ebenfalls zu langweilig geworden war.
Unsere Warteposition beim 5 Minuten-Signal zu finden, gelang bei allen drei Wettahrten des Tages routiniert; beim Start waren wir wiederum respektvoll zurückhaltend, wobei uns beim dritten Rennen ein hübsches Husarenstück gelang, da der Wind gedreht hatte und man von der anderen Seite starten musste (was außer uns nur Adrian bemerkt hatte). Hier waren wir wirklich ziemlich weit vorne, mussten diesen Vorsprung dann aber im Verlauf des Rennens leider wieder aufgeben. Bei der zweiten Wettfahrt waren wir deutlich vor Robert (Er: „Entweder du liest zu viele Bücher, oder ihr habt heimlich trainiert“; ich: „Ich höre halt auf dich…“) und beim letzten Rennen hatten wir ein echtes Fotofinish mit den beiden Urgestein-Experten Hans und Klaus, wobei wir unsere gute Bootslänge Vorsprung auf den letzten 10m tatsächlich noch verloren (Hans war dann vor uns, Klaus gleichauf). Auf dem Wasser lief alles sehr freundlich, sportlich und lustig ab. Wirklich superschön. Gleiches gilt für die großartige Veranstaltung, die tolle Organisation mit Frühstück, Essen, Parkmöglichkeiten etc., und natürlich für das immer wieder umwerfende Miteinander in dieser Bootsklassen-Familie. Unvergessen wird die Szene am Samstagabend im Club bleiben; wir saßen in der Sonne auf der Holztreppe in großer Runde, Chips und Rosé kreisten, Schnurren und Anekdoten wurden erzählt, und es fühlte sich an wie beim Surfcamp in den Dünen an der Plage du Grand Crohot.
Zurück am Strand begann dann das anstrengende Abrüsten: Katamaran ungefähr 400m auf den Parkplatz schieben, zurücklaufen, Auto und Hänger holen, abbauen, immer mit dem Blick auf die Uhr, wann ist die Siegerehrung (die Teilnahme daran ist Ehrensache, hatten wir uns sagen lassen). Wir waren super stetig gesegelt (12-13-12-12,5/16); bekanntlich liegt es dann halt an den anderen, wie die Gesamtplatzierung ist, aber darum ging es uns auch überhaupt nicht.
Zuletzt die gemütliche Rückfahrt nach Hause: Ich glaube, ich fahre überhaupt nur noch mit Boot hintendran. Tempomat an, geradeaus fahren, fertig. Ein tolles Regattawochenende. Auf bald am Gardasee!
Alexander von Drenkmann