34 Boote, 6 Nationen, 2 Windtage, 1 Flautentag, 6 Läufe, viel Nordwind, kaum Südwind, keine Crashes, einige Kenterungen, viel Bruch, spannende schnelle Rennen und …. eine Reihe von großen und kleinen Premieren:
- Drei Klassenmeisterschaften „Italien“, „Schweiz“, „Deutschland“ parallel mit separater Wertung (Adrian korrigierte später, dass wir das schon einmal 2021 hatten)
- Ein neues, gar nicht so kleines Clubhaus, modern, noch nicht ganz fertig … für Boote ist jetzt weniger Platz
- Einzelne sehr bekannte Gesichter des Clubs sieht man leider nicht mehr, dafür sind einige neue da, die auch sehr nett sind
- Für mich, Rainer, nach 6 Monaten Kanada das erste Mal dieses Jahr mit dem Dart auf dem Wasser
- Das erste Mal zusammen mit Luis auf dem Boot, was ganz hervorragend funktioniert hat
Aber von vorne: Es ist noch eine Woche hin bis zur Regatta, das Wetter ist gut und die Temperatur fast noch hochsommerlich, auch nachts. Die Ora ist daher eher mäßig, der Nordwind dafür umso stärker. Langsam trudeln die ersten Boote ein, vor allem die weit gereisten. Die Crews mit der längsten Anreise kommen aus den Niederlanden, Hamburg und Berlin. Einfach toll, dass ihr diese weite Reise auf euch genommen habt!
Pünktlich zum Wochenstart vor der Regatta wechselt das Wetter. Es wird unbeständig und kälter, immer wieder Regen. Der Höhepunkt ist am Tag vor der Regatta erreicht, der von Gewittern mit heftigen Schauern und sogar Hagel durchzogen ist. Abends wagen sich trotz drohender Gewitter ein paar Segler aufs Wasser.
Am nächsten Morgen ist alles wie reingewaschen, der Himmel anfangs blitzblank. Nach dem Skipper-Meeting um 11 Uhr geht es noch bei Nordwind aufs Wasser.
Wir ahnen Schlimmes und die Wetterportale widersprechen nicht. Langsam zieht es wieder zu. Um 13 Uhr sollte das erste Ankündigungssignal erfolgen, aber es lässt wie die Ora auf sich warten. Der Nordwind stirbt ganz langsam, zu langsam, die Ora kommt nicht nach. Öliges Wasser, Boote stehen zusammen, manche im Trockenanzug, andere springen ins Wasser, ein relaxter Nachmittag mit guter Laune bei oberbayrischen Verhältnissen. Wo bleibt das Boot mit dem Apéro?

Einige Crews verlieren nach Stunden die Geduld und machen sich auf den Rückweg, da meint die Regattaleitung einen Windstreifen am Ostufer entdeckt zu haben. Schon kommt Unruhe ins Feld, da hat die Regattaleitung nach knapp 4 Stunden ein Einsehen und lässt die verbleibenden Boote reinschleppen.
Folgerichtig kommt es, wie es kommen muss: Am nächsten Tag ist das erste Ankündigungssignal um 08:30 Uhr. Wir sind also alle früh auf den Beinen – puuh, kleine Herausforderung, gar nicht so warm – und bauen in der Dämmerung auf. Ich habe irgendwie Halsschmerzen, fühle mich krank. Als wir dann auf dem Wasser sind, ist alles vergessen. Zuerst der unerreichte Charme und die einzigartige Magie des frühen, ganz frischen noch ruhigen Morgens auf dem Wasser und dann … Wind, sehr viel Wind, teilweise heftig. Jetzt sind wir auf jeden Fall alle wach. Und dann geht es los. Ankündigungssignal, 5 Minuten, 4 Minuten, 1 Minute, Start. Wir fahren scheinbar alle auf demselben Bug raus, der Wind scheint noch zuzulegen, da sehe ich schon das erste Boot kentern. Wir bekommen gar nicht alles mit, sind vollständig mit uns selbst beschäftigt, aber Segel reißen, sogar ein Deck reißt vom Rumpf ab … Es gibt wohl viel Bruch. Ein rasanter Lauf, schwieriger für die Leichtgewicht-Crews – und schon ist er wieder vorbei.


Im zweiten Lauf kommen Luis und ich besser weg, sind ganz vorne mit dabei und wollen gerade oben auf der Layline vor der Luvtonne umlegen, da sehe ich die Leewant im starken Wind flattern. Wieso ist die nicht am Boot fest? Der Sicherungspin am Wantbeschlag ist weg, trotz Tape, wie kann das passieren? Wir haben keinen Ersatz. Was machen wir jetzt? Zurücksegeln? Wenden geht nicht. Wir stehen konsterniert und leicht paralysiert ohne Wegerecht auf der Layline. Wütende Rufe nach Raum von den anderen Booten. Wir schaffen es aus der Schockstarre raus und weg von der Layline, ohne dass der Mast runterkommt. Wir nehmen den Pin des Fockschotblocks für die Want und befestigten stattdessen die Fockschot mit einem winzigen Tampen am Block. Mit diesem Provisorium segeln wir weiter und sind jetzt natürlich nicht mehr vorne mit dabei, kommen mit großem Abstand als letztes Boot auf Platz 25 ins Ziel. Wo sind die anderen 9 Boote? Wir waren doch 34. Sind die gar nicht auf das Wasser raus oder was ist passiert?

Im dritten Lauf kentern wieder vereinzelt Boote, der Wind scheint aber minimal weniger zu werden. Wir schaffen es im hinteren Teil des ersten Drittels ins Ziel und wollen uns gerade auf den vierten Lauf vorbereiten, da bricht die Regattaleitung für heute ab. Noch vor Mittag sind wir an Land, es beginnt wieder leicht zu regnen, ich fühle mich noch kränker als morgens. Die Bleischs sind grandios gesegelt, liegen aktuell auf Platz 1 vor Michi und Erin Fehr und den wie immer exzellenten Tramutola-Brüdern (Weltmeister 2024 Tarquinia). Da gibt es für viele etwas zu verteidigen. Aber um 13 Uhr ist erstmal Pastaparty und (wichtig) Pudding im Trockenen. Später am Tag kündigt die Regattaleitung dasselbe Prozedere für den nächsten und letzten Regattatag an, also wieder 08:30 Uhr auf dem Wasser.
Der nächste Morgen scheint ein Dejà-vu, jedoch fühlt sich jetzt auch mein Vorschoter Luis krank, also doppeltes Handicap, eine fitte Crew sieht anders aus. Und es scheint, also wäre der Nordwind heute schwächer. Als wir im Startgebiet ankommen, ist davon nicht viel zu bemerken. Wieder sehr viel Wind. Wir sind ein paar Boote weniger, die Läufe aber nicht weniger dynamisch als tags zuvor.


Trotzdem wirken die Windverhältnisse etwas unklarer. Dies scheint manchen Booten im Vergleich zum Vortrag jetzt mehr zu liegen. Die Brüder Tramutola sind bärenstark, aber auch Mike Forrer mit Amelie Frohnmayer rutschen immer weiter nach vorne. Angela Hendriks mit Bennie Ten Kate machen zwei zweite Plätze. Das Gesamtgefüge der Platzierung verschiebt sich von Lauf zu Lauf. Wir haben den Eindruck, dass mit jedem Lauf weniger Boote am Start sind. Der sehr starke Wind bleibt nicht ohne Opfer. Der fünfte Lauf bringt allen einen Streicher und wir werden unseren 25. Platz vom Vortag los. Im letzten Lauf scheint die linke Seite der Startline an der Tonne bevorzugt. Wie eine Rakete schießen die Fehrs auf Steuerbordbug vor dem gesamten Feld davon und lassen sich diesen Vorsprung bis zum Zieleinlauf nicht mehr nehmen. Und dann ist die Regatta auf einmal vorbei.
Wieder sind wir früh an Land, schon beginnt das Abbauen der Boote. Luis und ich merken erst jetzt, wie krank wir eigentlich sind. Dann kommt die Pastaparty mit nachfolgender Siegerehrung, also genauer gesagt vier Siegerehrungen:

Deutsche Klassenmeisterschaft
• Platz 1: Florian und Adrian Bleisch
• Platz 2: Rainer Mueller und Luis Holtmann
• Platz 3: Ulrich und Thomas Krause

Schweizer Klassenmeisterschaft
• Platz 1: Michiel und Erin Fehr
• Platz 2: Mike Forrer und Amely Nelly Frohnmayer
• Platz 3: Ruedi und Peter Forrer

Italienische Klassenmeisterschaft
• Platz 1: Andrea und Marco Tramutola
• Platz 2: Renato Proli und Giacomo Bozzoli
• Platz 3: Antonio Izzo und Luca Gaiera

Alpencup
• Platz 1: Andrea und Marco Tramutola
• Platz 2: Michiel und Erin Fehr
• Platz 3: Angela Hendriks und Bennie Ten Kate
Herzlichen Glückwunsch Florian & Adrian zur Deutschen Meisterschaft!
Und es gibt es schon Pläne für den nächsten Alpencup. Der wird wieder Ende September stattfinden, da die Regatta sonst mit den Sommerferien in Baden-Württemberg und Bayern kollidieren würde. Und dreimal Startbereitschaft am frühen Morgen (also wie dieses Jahr auch schon zweimal). Das bedeutet, dass alle am Vortag des ersten Regattatags anreisen müssen.
Am Ende bleibt nur zu sagen: Der Alpencup war wieder ganz großes Kino mit Crews aus halb Europa, einem tollen Circolo Vela Arco, den schönen Campingplätzen und Apartments drum herum, großartigem Segeln in spektakulärer Landschaft und super freundlichen Dartseglern.

Lasst euch das nicht nehmen und kommt unbedingt nächstes Jahr (wieder) mit dazu! Wir freuen uns alle darauf.
Viele Grüße
Luis und Rainer (Dart 22)
PS.: Vielen Dank an Rob, Julia, Robert, den Circolo Vela Arco und natürlich Peider für die vielen tollen Fotos!
